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Nachhaltigkeit in der Baubranche! Jetzt!

Der explosionsartige Anstieg unserer Erdbevölkerung bedingt auch eine exponentiell steigende Bautätigkeit auf dem gesamten Planeten. Die Baubranche boomt, es wird so viel gebaut wie nie zuvor. Alleine in Deutschland entstehen 300.000 Wohneinheiten jährlich, wobei der tatsächliche Bedarf bei 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr liegt. Hinzu kommen natürlich noch etliche Bauprojekte für Gewerbe, öffentliche Gebäude und Infrastruktur, womit insgesamt ein Flächenverbrauch von ca. 60 ha pro Tag (= 220 km² im Jahr) in der Bundesrepublik einhergeht.

Die Zahlen für die globalen Bautätigkeiten übersteigen - wie so oft - unsere Vorstellungskraft: im Jahr 2020 betrug der Wert der weltweiten Bauproduktion 11,6 Billionen US-Dollar (eine Billion ist eine Zahl mit 12 Nullen). Alleine die drei größten Baukonzerne der Welt (allesamt aus China) erwirtschafteten im Jahr 2020 einen Gesamtumsatz von über 506 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: der Staatshaushalt der Bundesrepublik Deutschland betrug im Jahr 2020 umgerechnet „nur“ 411 Mrd. US-Dollar (362 Mrd. €). Eine Trendumkehr ist noch lange nicht in Sicht, im Gegenteil, trotz Pandemie steigen die Zahlen weiter an und jedes Jahr werden neue Umsatzrekorde erzielt. Für die nächsten Jahre rechnet die Baubranche mit weiterem Wachstum.


 

Bauen solange die Erde noch was hergibt?

Der Bauboom wird in absehbarer Zeit einen Punkt erreichen, wo kein Wachstum mehr möglich ist, da viele natürliche Ressourcen und elementare Baustoffe bereits jetzt schon vielerorts ausgebeutet sind. Ein sehr deutliches Beispiel dafür ist Sand, der neben Wasser die meistgenutzte natürliche Ressource auf dem Planeten darstellt. Sand kommt nahezu überall auf der Erde vor, aber nicht alle Sande sind auch als Baustoffe geeignet. Wüstensand wurde vom Wind über viele Jahre rundgeschliffen und ist daher für die meisten Bauzwecke nicht verwertbar. Der Sand von den Meeresküsten muss für die Verwendung als Zuschlagsstoff in Stahlbeton aufwendig entsalzt werden, weil sonst die Bewehrung im Stahlbeton korrodieren würde. Inzwischen nimmt die Beschaffung dieses unspektakulären Baustoffes an vielen Orten der Welt äußerst skurrile, nicht selten kriminelle und besorgniserregende Formen an. Die Wüstenstadt Dubai zum Beispiel ist umgeben von Sand, importiert diesen Baustoff aber inzwischen mit Frachtschiffen aus Australien, da die geeigneten Sandvorkommen vor Ort bereits erschöpft sind. So werden hunderte Millionen Tonnen Sand von einer Seite der Welt zur anderen verschifft und dort im Meer zu künstlichen Inseln aufgeschüttet, um Luxusressorts wie „The Palm“ oder „The World“ zu erschaffen.

Der illegale Sandabbau ist ein Milliardengeschäft, an dem auch die organisierte Kriminalität (die sog. Sandmafia) im großen Umfang mitverdient. In Ländern wie Indien, Indonesien, Marokko oder Namibia werden ganze Küstenabschnitte und Inseln künstlich abgetragen, um die weltweite Nachfrage zu bedienen. Die massiv überbevölkerte Stadtstaat Singapur verbraucht Unmengen an Sand für die Schaffung von Neuland durch Aufschüttungen. Aber auch in anderen Ländern, einschließlich Deutschland, werden mit großem Aufwand und hohen Kosten Sandstrände immer wieder neu aufgeschüttet, um die natürliche Erosion zu bekämpfen. Dabei sind die monetären Kosten für solche Maßnahmen nur ein kleiner Teil des eigentlichen Preises, den wir für diesen Raubbau zahlen müssen. Die zunehmenden Rohstoffknappheiten, die hohen Umweltbelastungen, die humanitären Probleme und die ökologischen Schäden werden gerne außer Acht gelassen. Der Baustoff Sand ist überdies nur ein Beispiel unter vielen weiteren Rohstoffen, bei deren Ausbeutung ähnlich katastrophale Situationen auf der Welt vorherrschen.

Es besteht kein Zweifel daran, dass die Baubranche, mit allen darin enthaltenen Prozessen, einer der ganz großen, vielleicht sogar der größte Treiber des Klimawandels ist. Sie ist verantwortlich für

  • 40% der globalen CO2-Emissionen,
  • 30% des Energieverbrauchs (wobei der Stromverbrauch beim Betreiben der Gebäude fast 55 Prozent der globalen Elektrizitätsnutzung darstellt) und
  • 55% des Abfallaufkommens (unter Berücksichtigung der Aushub- und Abbruchabfälle).

Etwa 50% der in Europa gewonnenen natürlichen Rohstoffe und bis zu 90% der in Deutschland abgebauten mineralischen Rohstoffe werden vom Bausektor verbraucht.

Die absoluten Zahlen des Ressourcenverbrauchs steigen bei nahezu allen Rohstoffen kontinuierlich an. Dass die Nachfrage nach Baustoffen und Bauleistungen das Angebot des Marktes immer stärker übersteigt, ist auch hierzulande an den deutlich steigenden Baustoffpreisen, Lieferengpässen und damit zusammenhängenden Bauverzögerungen zu spüren. Die Schere zwischen dem Bedarf an zusätzlichen baulichen Maßnahmen für unsere wachsende Bevölkerung und der Rohstoffknappheit klafft immer weiter auseinander. Wir müssen trotz schwindender Ressourcen für immer mehr Menschen bauen. Bis 2050 werden zusätzlich ca. 2 Milliarden Menschen auf der Welt leben, und auch sie werden die baulichen Aktivitäten weiter antreiben. Verständlicherweise streben ärmere Länder auch einen höheren Lebensstandard an und dazu gehört vor allem ein komfortables Wohnen (etwa 18 % der städtischen Bevölkerung weltweit hat noch keinen ausreichenden Wohnraum). Wenn wir es schaffen sollten, allen Menschen im Jahr 2050 eine angemessene Unterkunft zu ermöglichen, dann würde das bedeuten, dass wir unseren aktuellen, weltweiten Gebäudebestand verdoppeln müssten. Dazu reichen die Rohstoffe unseres Planeten jedoch bei weitem nicht aus. 

Ein Weiterso beim Bauen ist nicht möglich.

Es wäre ein großer Irrtum, zu glauben, wir könnten wie bisher weiterbauen. Wir befinden uns bereits inmitten der Auswirkungen unserer bisherigen „Nach uns die Sintflut-Mentalität“. Die Flutwelle ist sowohl im übertragenen wie auch im wörtlichen Sinne dabei, die Fundamente unserer „heilen Welt“ zu unterspülen. Die weit überdurchschnittlich hohe Anzahl an Wetterextremen in den letzten Jahren ist, neben vielen anderen nachweislichen Folgen des Klimawandels, ein sehr deutlicher Beleg dafür. Um die globalen Katastrophen zumindest noch abzuschwächen, müssen wir in vielen Bereichen umdenken und unser Handeln radikal umstellen. Den Akteuren in der Baubranche kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Bauen muss nachhaltig werden! Das fordern immer mehr Gruppierung, nicht nur Umweltschützer, sondern inzwischen auch viele der Baubeteiligten selbst, und auch die Politik hat den großen Einfluss des Bausektors auf die dringenden globalen Probleme erkannt und versucht mit verschiedenen Maßnahmen, wie z. B. Förderprogrammen für nachhaltiges Bauen, energetisches Sanieren, etc. gegenzusteuern.

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Bausektor?

Nachhaltiges Bauen ist ressourcenschonend, umweltfreundlich, energiesparend, regenerativ und bezieht dabei idealerweise auch die Aspekte von Gesundheit, Komfort, Wohlbefinden und Wirtschaftlichkeit mit ein. Es gibt viele Wege und Möglichkeiten nachhaltiger zu bauen. Für einen flächendeckenden Wandel in der gesamten Baubranche braucht es klare Ziele, Leitlinien und Strategien. Nachfolgend sind die wichtigsten davon beschrieben.

1.      So wenig wie möglich bauen


Das mit Abstand wirksamste Mittel, um Energie und Ressourcen zu sparen, ist, aufs Bauen zu verzichten bzw. es auf das tatsächlich notwendige und sinnvolle Maß zu begrenzen. Natürlich ist ein vollständiger Verzicht nicht immer möglich, doch gibt es unzählige Beispiele für unnötige Verschwendung, Übertreibung und Maßlosigkeit in allen erdenklichen baulichen Formen und Dimensionen, die weit jenseits unserer tatsächlichen Bedürfnisse liegen.


Luxusbauten für die verwöhnte Wohlstandsgesellschaft haben weltweit Hochkonjunktur. Drei prominente Beispiele: 

ein Konzerthaus für 866 Millionen € (links), ein Stadion für 1,6 Milliarden US-Dollar (mitte) oder ein Luxushotel für 2,7 Mrd. US-Dollar (rechts)

Diese verschwenderische Baukultur können und dürfen wir uns in Zukunft nicht mehr erlauben. Wir müssen insgesamt deutlich sparsamer mit unseren Ressourcen umgehen und bei allen baulichen Aktivitäten die tatsächlichen Bedürfnisse der Gesellschaft ausloten und auf unnötigen Luxus verzichten, im Kleinen wie im Großen.

Auch sollte der Abriss von Gebäuden immer kritisch hinterfragt werden und wenn möglich einer Sanierung zur Verlängerung der Lebens- und Nutzungsdauer, zumindest Teilen der Bausubstanz, der Vorzug gegeben werden. Auch andere Optionen der Umnutzung oder des Umbaus sind in vielen Fällen denkbar und nachhaltiger als ein Neubau. Die Sanierung von Altbauten muss den Aspekt der Nachhaltigkeit mit einbeziehen, d. h. nicht nur als langfristig energetisch sparsam, sondern auch umweltfreundlich, ressourcenschonend und regenerativ ausgerichtet sein. Die bisherigen Standards im Gebäudeenergiegesetz müssen noch deutlich verschärft und die Modernisierung von Bestandsgebäuden intensiviert werden.

Die Neubauten von Wohngebäuden sind in Deutschland in den letzten Jahren infolge der gesetzlichen Vorgaben zum energieeffizienten Bauen wesentlich klimafreundlicher geworden. Leider wird diese positive Entwicklung jedoch dadurch wieder zunichte gemacht, dass die mittlere Wohnfläche pro Kopf kontinuierlich zunimmt (seit 1990 ist die durchschnittliche Wohnfläche in Deutschland von ca. 32 m² pro Person bis 2019 auf 47 m² pro Person d. h. um knapp 50% gestiegen). Damit ist der Pro-Kopf-Energieverbrauch trotz aller Bemühungen unverändert geblieben. Auch hierdurch zeigt sich die Notwendigkeit für einen sparsameren Umgang mit Wohnflächen und auch ganz allgemein mit baulichen Maßnahmen.

2.     Einführung von verbindlichen Nachhaltigkeitsgrenzwerten für Bauprojekte


Zur Begrenzung der nachteiligen Folgen des Bauens für Klima, Umwelt und Ressourcen, ist die Einführung von verbindlichen Nachhaltigkeitsgrenzwerten (englisch: Climate Limit State) notwendig. Diese Grenzwerte müssen objektbezogen und normativ festgelegt werden, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Arten von Bauprojekten, und im Rahmen des Genehmigungsverfahrens von unabhängigen Stellen überprüft werden, ähnlich wie die Grenzwerte der Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit in der Statik. Nur so kann ein einheitlicher und konsequenter Umgang mit der Nachhaltigkeit im Bausektor erreicht werden.



3.    Recycling von Baustoffen


In unserem Gebäudebestand stecken wertvolle Ressourcen, die bei einem Abriss recycelt und wiederverwendet werden müssen, um die natürlichen Ressourcen zu schonen und lange Transportwege zu vermeiden. Unsere Siedlungsgebiete müssen daher auch als Rohstoffquellen in den Stoffkreislauf der Bauwirtschaft konsequent mit einbezogen werden, was im Fachjargon als „Urban Mining“ bezeichnet wird. Städte und Kommunen sollten mithilfe eines Katasters die potentiellen Ressourcen der Siedlungsräume erfassen, um diese vorranging einsetzen zu können.



4.     Umweltverträgliche, gesunde und klimafreundliche Baumaterialien einsetzen


Es sollten vorzugsweise regionale Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Holz, Natursteine, Lehm oder Stroh verwendet werden, wobei auch diese begrenzt sind und daher stets ein sparsamer Umgang geboten ist. Insbesondere Holz vereint viele ökologische und bautechnische Vorteile. Es besitzt eine hohe Druckfestigkeit und gute Tragfähigkeit, ist dabei wärmedämmend und schafft ein angenehmes Wohnklima. Zudem bindet Holz CO2 aus der Atmosphäre (in Form von Kolhenstoff) und ist biologisch recyclebar. Dank computergestützter Berechnungsmethoden können mit Naturbaustoffen inzwischen auch relativ anspruchsvolle Bauwerke realisiert werden (s. Bilder unten).


Beispiele für moderne Bauwerke aus nachhaltigen Rohstoffen: ein Holzhochhaus mit 18 Stockwerken (links), ein Bürogebäude mit Stampflehmfassade (mitte links), ein fünfstöckiges Strohballenhaus (mitte rechts) und eine 190 m lange, frei hängende Holzbrücke (rechts)

Beton hingegen gehört zu den Baustoffen, deren Verwendung deutlich verringert werden muss. Er ist derzeit der bedeutendste Baustoffe auf der Erde und wird massenhaft verbaut, jedes Jahr ca. 20 Milliarden Tonnen, mit weiter steigender Tendenz. Problematisch ist dabei nicht nur die enorme Menge an Ressourcen- und Energieverbrauch, sondern auch die hohen CO2-Emmissionen, die mit der Herstellung von Zement, einem der emissionsintensivsten Industrieprodukte überhaupt, einhergehen. Die Zementindustrie ist für acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Hinzu kommen Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen beim Bau und Betrieb von Zementfabriken in Entwicklungsländern, was auch einem führenden deutschen Zementunternehmen massive Kritik eingebracht hat. Wir werden auf Zement und Beton auch in Zukunft nicht verzichten können, aber wir müssen verstärkt alternative Baustoffe und Bauweisen in Betracht ziehen und brauchen zugleich auch neue Wege, um die Zementproduktion klimafreundlicher zu gestalten. Dazu gibt es bereits viele gute Ansätze, wie z. B. Recycling-Betone, Einsatz von regenerativen Energien bei der Herstellung ggf. in Kombination mit Wärmeeffizienzmaßnahmen, Infraleichtbetone mit hohem Luftgehalt, Carbonbeton mit einer deutlich längeren Lebensdauer gegenüber Stahlbeton, Gradientenbeton oder auch die Verringerung des Klinkeranteils im Zement und ein Ersatz durch verschiedene (Sekundär-) Rohstoffe.

Auch viele andere synthetische Baustoffe, z. B. Dämmstoffe wie Polystyrol, Polyurethan, Mineralfasern, etc., sind ebenfalls Massenwaren und im Vergleich mit natürlichen Stoffen vergleichsweise preiswert. Die spätere Entsorgung dieser künstlichen Stoffe ist aber oft sehr problematisch. Viele davon, insbesondere Verbundstoffe, müssen als Sondermüll entsorgt werden. Zudem enthalten sie mitunter zahlreiche Schadstoffe, wie z.B. leichtflüchtige organische Verbindungen und emittierbare Schwermetalle, die unsere Gesundheit schädigen können. Da in vielen Ländern keine fachgerechte Entsorgung oder Aufbereitung von solchen Stoffen erfolgt, werden mit Erreichen der Nutzungsdauer sehr große Mengen an Schadstoffen freigesetzt und die heute schon kritischen Umweltkontaminationen in baldiger Zukunft noch weit größere Dimensionen annehmen.

Es reicht also nicht aus, nur die Herstellungskosten von Baustoffen zu berücksichtigen, um möglichst billig zu bauen, sondern es müssen auch Aspekte der Nachhaltigkeit in die Bewertung mit einfließen. Bauen muss kreislaufgerecht erfolgen. Die Wiederverwertbarkeit der Baustoffe durch Recycling und die Optimierung der Lebens- und Nutzungsdauer muss bereits in der Planungsphase der Baumaßnahmen Berücksichtigung finden („Cradle-to-Cradle“ oder „Life-Cycle-Management“ sind die hierzu von der Fachwelt etablierten Schlagwörter). Zugleich muss auch die sogenannte graue Energie mit beachtet werden. Gemeint sind damit der Primärenergieaufwand sowie die Umwelt- und Klimaauswirkungen, die durch die Herstellung und Entsorgung der Baumaterialien verursacht werden.



5.  Biodiversität fördern


Durch die stetige Erweiterung von Siedlungs- und Verkehrsflächen gehen in Deutschland jeden Tag etwa 60 Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen oder natürliche Lebensräume verloren. Unsere globale Überbevölkerung verursacht derzeit ein weltweites Massenartensterben mit dem Verlust von 55.000 Arten an Tieren und Pflanzen pro Jahr. Um diese dramatische Entwicklung aufzuhalten, müssen wir in allen Bereichen, vor allem auch verstärkt in Siedlungsräumen für mehr Biodiversität sorgen. Dachflächen begrünen, Flächen entsiegeln und in Grünflächen umwandeln, multifunktionale Biotope für Regenwasserrückhaltung und -Nutzung schaffen („Schwammstadt“) sind nur einige Beispiele die sowohl die Biodiversität fördern als auch die Lebensqualität in den Städten erhöhen und zum Klima- und Hochwasserschutz beitragen. Auch hier muss die Politik noch viel stärker lenkend eingreifen, indem sie beispielsweise finanzielle Anreize für solche ökologische Maßnahmen schafft und zu deutlichen Verbesserungen in kleinen wie großen Dimensionen motiviert.

Dachbegrünungen sind ein Beitrag zum Klimaschutz, führen zu mehr Biodiversität und höherer Lebensqualität.

Resümee

Der Bausektor ist eines der großen Handlungsfelder, um das politische Ziel zur Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Bereits bis 2030 müssen die CO2-Emissionen in Deutschland in diesem Bereich um 40 Prozent abnehmen. Das ist nur mit einer tiefgreifenden Veränderung unserer gesamten Baukultur zu deutlich mehr Nachhaltigkeit zu schaffen. Der Spagat, für immer mehr Menschen mit immer knapper werdenden Ressourcen zu bauen, erfordert eine enorme Kraftanstrengung und das Mitwirken aller Akteure in der Branche. Der verstärkte Einsatz nachwachsender Rohstoffe ist ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeit, aber bei weitem nicht ausreichend. Denn auch die natürlichen Rohstoffe, wie z. B. Holz, sind inzwischen einer extremen Ausbeutung ausgesetzt und nicht in ausreichender Menge vorhanden, um den Bedarf unserer Bevölkerung zu decken. Diesen Raubbau an der Natur zu beenden und zugleich die notwendige Kehrtwende zu einer nachhaltigen Baukultur können wir nur schaffen, wenn wir vor allem deutlich weniger bauen (und insgesamt weniger konsumieren). Damit ist logischerweise auch die Folgerung verbunden, dass wir uns mit der primären Ursache dieser sich zuspitzenden Bau- und Umweltkrise, nämlich mit unserer extremen Überbevölkerung, kritisch auseinandersetzen müssen, anstatt nur deren zahlreiche Symptome mühsam, halbherzig und zum Teil selbstbetrügerisch zu bekämpfen.

Weitere Informationen zu diesem wichtigen Thema der Überbevölkerung sind auf unserer Hauptseite zu finden.


Quellen und weiterführende Informationen

  1. Gebäudeforum klimaneutral: dena-Gebäudereport 2022 (PDF)
  2. Statista: Anzahl der Einfamilienhäuser in Deutschland bis 2020
  3. Welt: Drei Millionen fehlende Wohnungen in Deutschland
  4. Deloitte Deutschland: Top 100 weltweit größte Bauunternehmen: Zahlen & Fakten
  5. World Green Building Council: Annual Report 2020 (PDF)
  6. Global Alliance for Buildings an Construction: 2020 Global Status Report for Buildings and Construction
  7. UN Environment Programme: Emissions Gap Report 2020
  8. VDI Zentrum Ressourceneffizienz: Ressourceneffizienz im Bauwesen
  9. Bundesumweltministerium: Energetische Stadtsanierung in der Praxis I (PDF)
  10. Bundeswirtschaftsministerium: Zweiter Fortschrittsbericht zur Energiewende (PDF)
  11. science.orf.at: Rekord bei CO2-Ausstoß im Gebäudesektor
  12. SOLARIFY: Rekord-CO2-Ausstoß im Baubereich
  13. Eurostat: Waste Generation by Economic Activities an Households, EU-28, 2016
  14. Destatis: Umweltökonomische Gesamtrechnungen - Direkte und indirekte Energieflüsse und CO2-Emisisonen (PDF)
  15. ÖKOBAUDAT: Ökobilanzierung im Bauwesen - Die Online-Baustoffdatenbank ÖKOBAUDAT und das Ökobilanzierungstool eLCA
  16. Umweltbundesamt: Bauabfälle
  17. Umweltbundesamt: Abfallaufkommen
  18. Kreislaufwirtschaft Bau: Mineralabfälle - Monitoring 2018 (PDF)
  19. Wikipedia: Flächenverbrauch
  20. Welt: Drohende Engpässe - In Deutschland wird der Sand knapp
  21. detektor.fm: Sandknappheit - Welche Auswege gibt es aus der Sandkrise?
  22. Spiegel: Uno warnt vor Folgen: Die Welt verbraucht zu viel Sand
  23. BR: Gier nach Sand - Wenn die Strände schwinden
  24. Harald Lesch, Klaus Kamphausen: Die Menschheit schafft sich ab - Die Erde im Griff des Anthropozän. Knaur, 2018.
  25. WWF Deutschland: Klimaschutz in der Beton- und Zementindustrie (PDF)
  26. Robin Wood: Handout HeidelbergCement (PDF)
  27. Robin Wood: HeidelbergCement vernachlässigt Menschenrechte
  28. Süddeutsche Zeitung: Nachhaltigkeit in Unternehmen - grüner Anspruch, grüne Wirklichkeit
  29. BR24: Mehr Überschwemmungen durch Klimawandel in Deutschland
  30. DIN EN 15978:2012 Nachhaltigkeit von Bauwerken – Bewertung der umweltbezogenen Qualität von Gebäuden – Berechnungsmethode
  31. ISO 14040:2006 Umweltmanagement – Ökobilanz – Grundsätze und Rahmenbedingungen
  32. ISO 15686-5:2017 Hochbau und Bauwerke – Teil 5: Kostenberechnung für die Gesamtlebensdauer
  33. Süddeutsche Zeitung: Weg von der Häuser-Wegwerfgesellschaft
  34. taz: Energetische Kriterien beim Bauen: Greenwashing statt Nachhaltigkeit
  35. Klimaforum-Bau: CO₂-washing ist das neue Greenwashing
  36. Holzbauwelt: Hochhäuser in Holzbauweise bauen
  37. Alnatura: Europas größtes Bürogebäude aus Lehm
  38. Baubiologie Magazin: Mehrfamilienhaus mit Stroh gedämmt
  39. forstpraxis.de: Bauen mit Pilzen: Eine Innovation mit Zukunft?!
  40. Bayerische Ingenieurekammer-Bau: Klimaschutz - nachhaltig planen und bauen
  41. Bundesinnenministerium: Informationsportal Nachhaltiges Bauen
  42. Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen
  43. BAUWENDE
  44. Architects for Future
  45. C2C NGO
  46. Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit
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25 Juni, 2022
Im Prinzip ist es sehr einfach und bei genauer Betrachtung auch unwiderlegbar: nahezu alle aktuellen globalen Probleme auf unserem Planeten sind eine Folge unserer menschlichen Überbevölkerung. Natürlich kann und sollte man auch differenziert auf Faktoren wie Konsum, Wohlstand, etc. mit eingehen, aber letzten Endes ist es die explosionsartige Vermehrung unserer Spezies , die für den Klimawandel, das Massenartensterben, die Vermüllung der Ozeane und unserer gesamten Umwelt, für die dramatische Abholzung des Regenwaldes, die Verknappung von Ressourcen, die diversen Kriege und einen insgesamt zunehmend apokalyptisch anmutenden Zustand unserer Erde verantwortlich ist. Die oft bemühten Gegenargumente, Mythen und Irrtümer, wonach wir angeblich gar kein Überbevölkerungsproblem hätten, lassen sich einfach und logisch entkräften . Wie kann es dann sein, dass die Politik dieses eigentlich so wichtige Thema und die Ursache unserer akutesten Probleme weitgehend ignoriert oder verharmlost? Auf diese Frage möchten wir nachfolgend Antworten liefern und auch aufzeigen, warum hier Veränderungen dringend notwendig sind. Vor einigen Jahren und Jahrzehnten war es auch für westliche Politiker noch relativ normal, das rapide Wachstum unserer Bevölkerung als Problem öffentlich anzusprechen. Ein Beispiel dafür ist der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt, der dieses Thema mehrfach kritisch kommentiert hat ( hier in einem kurzen Videoausschnitt zu sehen ). Es gab international tätige Organisationen, die sehr viele öffentliche Gelder für Aufklärungsarbeit erhielten und von der Politik im Kampf gegen die Überbevölkerung unterstützt wurden. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute ist das Thema in der politischen Welt ein Tabu und auch die meisten Nichtregierungsorganisationen haben das Wort „Überbevölkerung“ aus ihrem Sprachgebrauch verbannt, obwohl sie teilweise immer noch die selbe Arbeit machen, wie vor 30 Jahren. Die ganze Bevölkerungsdiskussion ist mit einer scheinbar negativen Assoziation belegt und wird von allen großen demokratischen Parteien in Deutschland gemieden oder heruntergespielt. Die Gründe dafür sind zum Teil durchaus nachvollziehbar und liegen in der geschichtlichen Entwicklung im Umgang mit diesem Thema begründet. Gegen Mitte des 20. Jahrhundert lösten die rasant steigenden Bevölkerungszahlen weltweit große Debatten aus, an denen zahlreiche Regierungen aber auch NGOs, die katholische Kirche und Völkerrechtler beteiligt waren. Es wurden verschiedene Bemühungen unternommen, dieser Bevölkerungsexplosion insbesondere in der Dritten Welt entgegenzuwirken. Die Bandbreite der Maßnahmen reichte von Aufklärungskampagnen über Verhütungsprogramme bis hin zu autoritären Eingriffen in Menschenrechte, z. B. durch Zwangssterilisationen in Indien oder der 1-Kind-Politik in China. Fast so vielfältig wie die unternommenen Handlungen waren auch die Standpunkte und Argumente der zahlreichen Akteure, doch im Großen und Ganzen bildeten sich zwei gegensätzliche Überzeugungen aus. Während die eine Seite in der Bevölkerungsexplosion eine weltweite Bedrohung für die Menschheit erkannte und damit eine Rechtfertigung für notwendige Eingriffe in die Menschenrechte schuf, lehnten andere jeglichen Eingriff ab und betonten das aus ihrer Sicht höher stehende Recht auf Selbstbestimmung bei der Familienplanung. Insgesamt nahm aber die Kritik an der Überbevölkerungsdebatte immer mehr zu, was nicht zuletzt auch an der Sicht- und Arbeitsweise der westlichen Länder lag, da diese ihre Maßnahmen auf die bevölkerungsreichen Entwicklungsländer konzentrierten, ohne sich selbst in der Verantwortung durch ein übertriebenes Konsumverhalten zu sehen. Und nicht selten mischten sich, auch in Deutschland, rassistische Motivationen in die Bevölkerungsdebatte ein, bei denen das hohe Bevölkerungswachstum in der Dritten Welt als vermeintliche Ursache für die unerwünschte Zuwanderung von Ausländern und allgemeinen Flüchtlingsströmen dargestellt wurde. Dem internationalen Bevölkerungsdiskurs wurde immer öfter ein Stempel aufgedrückt, der die reichen Länder pauschal als postkolonial, fremdenfeindlich und arrogant verurteilte und manche der ärmeren Länder entweder für ihren autoritären oder – dem entgegengesetzt – planlosen Umgang mit den eigenen Bevölkerungsproblemen kritisierte. Somit geriet die öffentliche Debatte über die Überbevölkerung immer mehr in Verruf und nahezu alle westlichen Staaten änderten schließlich ihren Umgang damit, indem sie offiziell nichts mehr damit zu tun haben wollen und das Feld nun den Rechtspopulisten und Rassisten überlassen. Die heutigen Politiker scheuen das Thema aber auch aus einem anderen Grund: wenn sie die Überbevölkerung öffentlich als ein (dringendes und ursächliches) Problem anerkennen würden, dann müssten sie auch mögliche Lösungen des Problems liefern. Das erwartet man von Politikern. Und mögliche Lösungen gegen die Überbevölkerung sind noch wesentlich unpopulärer als das Problem selbst. Denn man kann den Menschen den natürlich vorhandenen Wunsch, Kinder zu bekommen, nicht ausreden, ohne dabei erhebliche Kritik zu riskieren und sich unbeliebt zu machen. Potentielle Mütter und Väter, die Kirchen, die Wirtschaft und große Teile der Gesellschaft wollen – wenn auch aus teils sehr unterschiedlichen Motiven – dass die Menschen sich hierzulande vermehren und Kinder bekommen, und zwar so viele wie sie wollen. Kein Politiker, der wiedergewählt werden will, möchte sich bei diesem heiklen und komplexen Thema die Finger verbrennen und die eigene Karriere riskieren. Statt dessen wird, wenn es um die Sicherung unserer Lebensgrundlagen, unserer Umwelt oder des Klimas geht, zu wesentlich harmloseren Mitteln gegriffen: Elektromobilität, Energiewende, Bauwende, Agrarwende und dergleichen. Das sind Handlungen, die dem Volk gefallen oder zumindest nicht negativ aufstoßen, denn sie sind scheinbar nachhaltig und kurbeln zugleich auch noch die Wirtschaft an, sichern Arbeitsplätze und so weiter. Zur Freude der Politiker wird sich die tatsächliche Wirkung dieser grünen Technologien erst durch die nachkommenden Generationen mess- und spürbar beurteilen lassen und für eine Kritik, man hätte diese Maßnahmen weit überbewertet oder gar völlig falsch eingeschätzt, sind die Verantwortlichen dann längst aus den politischen Ämtern in die Vorstände der Industrie verschwunden. Die Maßnahmen der vermeintlich grünen Technologien und der vielen hochgelobten Wenden sind nämlich bestenfalls sehr gering, meistens jedoch sogar kontraproduktiv in Bezug auf Nachhaltigkeit. Sie dienen in erster Linie dazu, unseren hohen Konsum aufrechtzuerhalten und zu steigern. Die hart erkämpften und teilweise lächerlich kleinen Schritte im Klima- und Umweltschutz sind aber faktisch nutzlos, wenn die Bevölkerung weiter wächst, immer mehr konsumiert und das was einerseits mühsam eingespart wurde, durch die steigende Anzahl an Menschen wieder aufgehoben oder sogar verschlimmert wird. Gleichzeitig werden viele andere Probleme gar nicht oder nur äußerst schleppend angegangen (Plastikmüll in den Weltmeeren, Hungersnöte, Artensterben, etc.) da unsere Politiker damit heillos überfordert sind, an allen Problemfronten gleichzeitig zu kämpfen. Wenn man aber statt dessen die Überbevölkerung bekämpfen und die Geburtenraten (auch hierzulande!) mittelfristig deutlich senken würde, dann ginge damit automatisch auch der Konsum zurück, es würden automatisch weniger CO 2 und weniger Müll produziert und weniger Ressourcen verbraucht werden. Ein Mensch weniger auf dem Planten bedeutet eine deutlich stärkere und vor allem auch eine wirksamere Reduktion des ökologischen Fußabdrucks als alle anderen erdenklichen Maßnahmen. Das ist keineswegs menschenfeindlich, sondern zum Schutz unserer nachfolgenden Generationen zwingend notwendig, sonst wird es keine ausreichende Lebensgrundlagen für die Nachwelt geben. Anstatt also halbherzig, zeitraubend und erfolglos nur die Symptome unserer Überbevölkerung bekämpfen zu wollen, sollten wir viel eher die eigentliche Ursache unserer Probleme direkt bekämpfen. Es ist es höchste Zeit, das Thema endlich zu enttabuisieren und offensiv an Lösungen zu arbeiten. Die Gesellschaft braucht eine Aufklärung anstatt einer Irreführung. Wie soll man Probleme bewältigen, wenn man sie nicht aussprechen oder wahr haben will, sie herunterspielt, verharmlost und negiert? Die Politik muss hier endlich handeln! Unter sinnvollen und notwendigen politischen Maßnahmen für eine nahhaltige Bevölkerungsentwicklung verstehen wir vor allem die gesellschaftliche Aufklärung und Sensibilisierung sowie die öffentliche und politische Auseinandersetzung mit dem Problem der Überbevölkerung, die Schaffung einer zeitgemäßen Familienpolitik, d.h. Förderung von kleinen Familien mit nur wenigen oder auch gar keinen Kindern (zugleich Förderung der Qualität der Erziehung, das bedeutet auch mehr in die pädagogische Ausbildung der zukünftigen Eltern zu investieren, so könnte z. B. Pädagogik als Pflichtfach an den Schulen etabliert werden, denn Kindererziehung ist wesentlich wichtiger als z. B. Religionsunterricht oder Kunst), Legalisierung und Vereinfachung der Abtreibung, inkl. Recht auf angemessene und unabhängige Beratung (frei von kirchlicher Einmischung) sowie auch ein verstärktes außenpolitisches Engagement in diesem Bereich, z. B. durch stärkere Förderung von Entwicklungsländern insbesondere in den Bereichen Bildung, Arbeit, Gesundheit, Frauenrechte und Familienplanung, zudem durch den nachdrücklichen Einsatz für ein weltweites Recht auf Verhütung und Abtreibung (nicht nur in den Entwicklungsländern, siehe z. B. USA, Polen, England, Ungarn, etc.). Eine demographische Entwicklung mit deutlich abnehmenden Geburtenraten führt zweifellos auch zu weitreichenden gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen. Diese sind jedoch weitaus geringer als die, welche wir aktuell aufgrund unserer Überbevölkerung erleben. Ohne tiefgreifende Veränderungen wird uns der Ausweg aus den zahllosen Krisen nicht gelingen. Es liegt an uns, den richtigen Weg zu wählen. Dazu braucht es auch mehr Mut in der Politik und vor allem eine aufgeklärte Gesellschaft, die dies einfordert. „Anders als die Plagen des Mittelalters oder heutige Krankheiten, die wir noch nicht verstehen, ist die moderne Plage der Überbevölkerung mit Mitteln die wir entdeckt haben und mit Ressourcen die wir besitzen lösbar. Was fehlt, ist nicht das ausreichende Wissen um die Lösung, sondern das allgemeine Bewusstsein für die Schwere des Problems und die Aufklärung der Milliarden, die seine Opfer sind.“ - Martin Luther King
20 Feb., 2022
Es ist schon erstaunlich, welche unterschiedlichen Formen Egoismus annehmen kann, ohne dass wir es direkt merken. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Einstellung zum Müll. Wir alle produzieren Müll, manche mehr, andere weniger, aber dass Müll entsteht, lässt sich in unserer zivilisierten Welt nicht gänzlich vermeiden. Natürlich will auch niemand den Müll direkt vor der Haustür haben, wo er immer größer wird, Gestank, Schädlinge und Krankheiten verbreitet. Also wird der Müll dank unserer modernen Abfallwirtschaft deponiert, verbrannt und auch verschifft - in andere Länder, möglichst weit weg, wo er uns nicht mehr stört. Unsere heile Welt soll auch heil bleiben. Wenn andere an unserem Müll ersticken, ist das traurig, aber nicht unser Problem. Deutschland exportiert jährlich etwa eine Million Tonnen Plastikmüll ins Ausland, überwiegend in die Dritte Welt, wo er nicht fachgerecht entsorgt wird, sondern massive Umweltprobleme verursacht. Solange wir die Folgen unserer eigenen Müllproduktion nicht unmittelbar selbst spüren, wird sich an unserem Verhalten nicht viel ändern. Es wird also höchste Zeit für ordentlich stinkende Müllverbrennungsanlage in unseren Ortschaften, damit auch dem letzten klar wird, dass unsere vermeintlich heile Welt schon lange unserem Überfluss und maßlosem Konsum zum Opfer gefallen ist. Beispiel Nr. 2: Die Windkraft. Wir Deutsche können stolz auf unsere grüne Energiewende sein. Atomkraft abschaffen und erneuerbare Energien ausbauen, das beruhigt unser mehr oder minder stark geplagtes Öko-Gewissen. Blöd ist nur, dass wir, solange wir mit Ökostrom noch unterversorgt sind, weiterhin Atomkraft aus dem Ausland importieren müssen. Also doch mehr Schein als Sein? Leider ja. Denn erneuerbare Energien sind zwar prinzipiell für die meisten Menschen okay, aber leider nur so lange, wie ihre negativen Auswirkungen möglichst weit weg vom eigenen Wohnort liegen. Daher werden in Bayern dank der 10H-Regelung auch keine Windkraftanlagen mehr gebaut. Das ist Egoismus pur. Wer so viel Strom verbraucht, wie wir in Bayern, der soll auch die Konsequenzen selber tragen und die Windräder in der Landschaft ertragen. Vielleicht erlangen wir dann irgendwann alle einmal die Erkenntnis, dass weniger Eingriffe möglich sind, wenn wir weniger konsumieren und vor allem weniger neue Menschen in die Welt setzen. Denn letzten Endes bestimmt die Zahl unserer menschlichen Bevölkerung auch das Maß unserer Probleme.
22 Jan., 2022
Was haben die AfD, Elon Musk und der Papst gemeinsam? Antwort: sie alle werben dafür, dass die Menschen mehr Kinder bekommen und liegen damit total falsch. Zugegeben, es ist etwas gewagt, diese drei oben genannten in einen Topf zu werfen, aber es geht hier lediglich um diese eine Gemeinsamkeit und die ist nicht zu unterschätzen. Die Menschen sollen mehr Kinder bekommen. Aber warum? Die Motive sind bei allen drei höchst unterschiedlich:
21 Dez., 2021
Das Problem der menschlichen Überbevölkerung wurde auch schon vor dieser Zeitperiode in verschiedenen Regionen und Zusammenhängen thematisiert, und es gab auch früher schon künstliche Eingriffe in die Bevölkerungsentwicklung einzelner Nationen oder Gemeinschaften. Diese Ereignisse sind jedoch nicht Gegenstand des Werkes, wie es bereits aus dem Untertitel ersichtlich wird. Birke begrenzt seine Analysen auf die Zeit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der die rasant steigenden Bevölkerungszahlen zunehmend als globale Bedrohung wahrgenommen und damit auch zum Gegenstand internationaler Debatten und Bemühungen wurden. Er beleuchtet die Positionen und Handlungen der zahlreichen Akteure, wie die Regierungen einzelner Staaten, die Vereinten Nationen, NGOs, die katholische Kirche, Frauenbewegungen und Völkerrechtler und verdeutlich die außerordentliche Komplexität der Materie angesichts der vielen, teils widersprüchlichen Standpunkte. In den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt Birke den zentralen Konflikt der Parteien bezüglich der Vereinbarkeit von Eingriffen in die Menschenrechte im Zusammenhang mit der Überbevölkerung, wobei zwei gegensätzliche Positionen deutlich werden: Die Einen befürworten das individuelle Recht auf Selbstbestimmung bei der Familienplanung und die Anderen das kollektive Recht auf Wohlergehen, das durch die Überbevölkerung bedroht wird und eine Beschneidung des individuellen Rechts rechtfertigt. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Überbevölkerung höchst unterschiedlich ausfallen. Während westliche Staaten, allen voran die USA, und Organisationen wie der sehr einflussreiche Population Council auf Aufklärung und das individuelle Recht auf Verhütung, Abtreibung und Familienplanung setzen, betreiben Länder wie Indien und China eine autoritär restriktive Bevölkerungspolitik, die auch mit Zwangsmaßnahmen verbunden ist. Der internationale bevölkerungspolitische Diskurs wird zudem auch durch religiös und ideologisch motivierte Kritiken an dem eigentlichen Motiv der Verhandlungen von einzelnen Akteuren erschwert. Insbesondere die katholische Kirche agiert dabei als Gegner einer antinatalistischen Bewegung, da sie, trotz vielfacher interner Forderung nach einer Liberalisierung, weiterhin unbelehrbar an ihren alten Dogmen gegen jegliche Einmischung in die Sexualität und Fortpflanzung festhält und damit auch viele katholisch geprägte Länder wie Irland, Spanien, Italien und die meisten Länder Lateinamerikas in ihren bevölkerungspolitischen Haltungen beeinflusst. Auch sozialistische Staaten zeigen sich überwiegend ablehnend gegenüber den Bemühungen westlicher Staaten und sehen im Kampf gegen die Überbevölkerung eine vom kapitalistischen System verschuldete und unter dem Vorwand der Menschenrechte missbrauchte Handlung, die ihren Idealen einer gerechteren Weltordnung widerspricht. Roman Birke zeichnet ein sehr detailliertes Bild von den vielen schwierigen Verhandlungen, politischen Entscheidungen sowie Prozessen und auch von der Veränderung der Menschenrechtsbezüge über die Jahrzehnte und dem Wandel zur heutigen Form des globalen Diskurses, aus dem der Begriff „Überbevölkerung“ nahezu komplett verschwunden ist. Die vielen negativen Assoziationen des Begriffs mit autoritären oder rassistisch motivierten Taten und Vorwürfe, wonach die reichen Staaten die unterentwickelten Länder der Dritten Welt unter dem Deckmantel der Menschenrechte zu ihrem eigenen Vorteil formen wollen, haben die meisten westlichen Akteure zu einem Strategiewechsel veranlasst. Heute prägen neuere Begriffe wie „reproduktive Rechte“ und Maßnahmen zur Gleichstellung der Frauen sowie vornehmlich Bildung, Aufklärung und sexuelle Verhütung die weltweite Arbeit der Bevölkerungspolitik und das Problem der Überbevölkerung wird nicht mehr direkt thematisiert. Diese Entwicklung ist nachvollziehbar. Gleichzeitig bleibt unsere weiterhin rasant steigende menschliche Population mit ihren vielfachen negativen Folgen eines der größten globalen Herausforderungen. Daher sollten wir, trotz oder auch gerade wegen der Fehler, die diesbezüglich in der Vergangenheit gemacht wurden, diese Herausforderung offen aussprechen und unsere Anstrengungen zur Bekämpfung der Überbevölkerung deutlich ausbauen, anstatt sie als tabubehaftetes Thema nationalistischen Kräften und Verschwörungstheoretikern zu überlassen. Auch Birke plädiert in seinem Buch für eine offene Diskussion über das Bevölkerungswachstum und die damit verknüpften menschenrechtlichen Aspekte, auch unter Einbeziehung und Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse. Mit seinem Buch ist ihm ein wertvoller Beitrag dazu gelungen.
04 Dez., 2021
Das Thema der Überbevölkerung ist in der öffentlichen Diskussion mit zahlreichen falschen Behauptungen und Missverständnissen belegt. Hier werden die wichtigsten davon vorgestellt und kommentiert. Behauptung Nr. 1: Die Überbevölkerung zu kritisieren ist (öko-) rassistisch und menschenfeindlich. Kommentar: Es gab und gibt in der Tat leider viele Beispiele von rassistisch motivierten Kritikern der Überbevölkerung. Sie nutz(t)en dieses Thema, um Stimmung gegen Ausländer, Einwanderer und Flüchtlinge zu machen, Minderheiten gezielt zu unterdrücken oder die Schuld für verschiedene globalen Probleme in Ländern der Dritten Welt mit hohen Geburtenraten zu suchen. Auch Maßnahmen der Geburtenkontrollen, Zwangssterilisationen und ähnliche Menschenrechtsverletzungen werden oft mit einer Kritik an der Überbevölkerung in Verbindung gebracht und das Thema damit von vornherein als menschenfeindlich stigmatisiert. Leider befeuern auch einseitige und schlecht recherchierte Berichterstattungen teilweise immer noch dieses negative Bild von den Bevölkerungskritikern. Das ist jedoch ein großer Fehler, denn solche Einstellungen, die von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenrechtsverletzungen geprägt sind, und die wir und auch viele andere moderne Organisationen der Bevölkerungsentwicklung entschieden ablehnen, dürfen keinesfalls zu einer solchen irreführenden Verallgemeinerung führen. Unser Anliegen ist, dieses Thema der Überbevölkerung im Kontext mit unserem übermäßigem Konsum und der primären Verantwortung der reichen Industrienationen als eines der wichtigsten humanitären Angelegenheit zu verbreiten. Wir werben für Aufklärung, Bildung, Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Wir engagieren uns für deutlich mehr Nachhaltigkeit in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen, für eine deutliche Konsumverringerung und für kleine anstatt große Familien, insbesondere in den wohlhabenden Ländern. Bei all diesen Maßnahmen müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen und die ärmeren Länder bei ihrem Kampf um Chancengleichheit unterstützen. Die Förderung von Bildung, Arbeit und Gesundheit gehören ebenso zu den notwendigen Bausteinen der Entwicklungszusammenarbeit wie auch die Verbesserung der Frauenrechte. Denn wer die Überbevölkerung und der damit zusammenhängenden Probleme ganzheitlich betrachtet, der kann nicht ignorieren, dass viele Frauen weltweit unterdrückt werden und dabei u. a. auch keine eigene Entscheidungsfreiheit über ihre Familienplanung haben. Die Bekämpfung der Überbevölkerung pauschal zu tabuisieren und zu verurteilen, führt dazu, dass diese Bemühungen zur Verbesserung der Lebens- und Umweltbedingungen torpediert und diese wichtige Arbeit zu Unrecht in Misskredit gebracht wird. Behauptung Nr. 2: Die Umweltkrise ist eine Folge des Konsums und nicht der Überbevölkerung. Kommentar: Es müssen beide Faktoren und zugleich auch noch der Einfluss des Wohlstands (bzw. der Technologie) betrachtet werden. Die globale Auswirkung der menschlichen Aktivitäten auf die Umwelt lässt sich durch eine einfache Formel beschreiben (siehe dazu z. B. Paul Harrison, Die Dritte Revolution ): U = B * K * T Dabei ist U = Umwelteinwirkung, B = Bevölkerung, K = Konsum, T = Technologie (oder Wohlstand). Mit dieser Gleichung lässt sich verdeutlichen, dass die wohlhabenden Länder mit ihrem hohen Konsum trotz geringerer Bevölkerungszahlen stärker zur Umweltkrise beitragen als technologisch unterentwickelte Länder mit wesentlich höheren Bevölkerungsdichten aber zugleich niedrigerem Konsum. Ohne Bevölkerung gibt es logischerweise auch keinen Konsum, somit ist dieser Faktor zugleich der Auslöser des Problems. Zudem lässt sich der Konsum, bezogen auf einen einzelnen Menschen, durch sein Verhalten zwar verringern, aber niemals um einen Betrag der sich erreichen lässt, wenn ein Mensch gar nicht existiert. So gesehen hat eine Veränderung der Bevölkerungszahl einen weit größeren Effekt auf die Umwelt als eine mögliche Veränderung des Konsums (bei Annahme eines konstanten Wohlstands). Der technologische Stand der Bevölkerung beeinflusst sehr stark das Konsumverhalten und damit auch die Umwelteinwirkungen. Daher ist die Verantwortung für die Umweltprobleme an erster Stelle bei uns reichen Nationen zu verorten. Bei einer konstant bleibenden Bevölkerung würde man also dann eine deutliche Verringerung der Umweltauswirkungen erreichen, wenn der Wohlstand (und damit auch automatisch der Konsum) verringert werden würde. Die reichen Länder werden ihren Wohlstand nicht freiwillig verringern, sondern bemühen sich eher noch um mehr Wachstum und mehr Konsum. Die armen Länder streben verständlicherweise auch einen deutlich höheren Wohlstand an, um sich den reichen Ländern anzugleichen. Es ist also nicht realistisch, dass diese zwei Faktoren, Wohlstand und Konsum auf freiwilliger Basis global insgesamt verringert werden; sie werden eher noch weiter deutlich zunehmen. Wenn man nun die Bevölkerungszahlen ebenfalls weiter wachsen lässt, dann ist es schlichtweg unmöglich, die Umweltauswirkungen zu reduzieren. Eine exponentielle Steigerung ist die logische Folge und auch die derzeitige Lage. Behauptung Nr. 3: Der technologische Fortschritt wird Lösungen für unsere Umweltprobleme bringen. Kommentar: Wir haben oben dargelegt, dass die Technologie (= Wohlstand) das Konsumverhalten der Menschen maßgeblich beeinflusst und damit die Umweltprobleme bedeutend verstärkt. Es gibt aber zweifellos auch Technologien, die einen positiven Beitrag in Bezug auf die Umweltauswirkungen leisten können, wie z. B. regenerative Energien, moderne Abwasseraufbereitungsanlagen, Elektromobilität oder zum Teil auch die „grüne“ Agrartechnologie. Dieses technologiebezogene Argument wird besonders gerne von Politikern als die ideale Lösung unserer Umweltprobleme angeführt, denn dabei könnten wir zugleich als Nebeneffekt auch noch einen weiteren wirtschaftlichen Wachstum in den „Zukunftsmärkten“ generieren und somit unseren Wohlstand sichern, wie sie behaupten. Grüne Technologie kann zwar einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten, aber die eher wenigen positiven technologischen Beispiele, die man hier in die Waagschale werfen kann (allen voran die erneuerbaren Energien) sind lediglich ein Ersatz für die negativen Technologien (wie fossile Energien) und sie dienen nicht dazu, die negativen Folgen unseres hohen Konsums und unserer Überbevölkerung zu kompensieren, sondern im Gegenteil, sie dienen dazu, diese beiden Faktoren weiter aufrechtzuerhalten und voranzutreiben, anstatt deren schädlichen Umweltauswirkungen zu beseitigen. Grüne Technologien vermitteln uns das Gefühl, dass wir genauso weiter konsumieren können wie bisher, aber jetzt mit einem guten Gewissen. Wir fahren Elektroautos und glauben, dass wir damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten, übersehen dabei jedoch die Tatsache, dass für die Herstellung, Betrieb und Entsorgung des E-Autos wie auch für die zahlreichen Bauteile zur Generierung des grünen Stroms weiterhin erhebliche Ressourcen des Planeten verbraucht werden. Es werden also lediglich die Umweltauswirkungen etwas abgeschwächt, sie finden aber weiterhin statt und erhöhen die Bilanz weiterhin zum Schlechteren. Bei gleichzeitig steigender Bevölkerungszahl wird zudem die Auswirkung auch dieser weniger schädlichen grünen Technologien wieder verstärkt. Die Behauptung, wir könnten mit grüner Technologie die Umweltprobleme bei weiterhin wachsender Weltbevölkerung und steigendem Konsum erfolgreich in den Griff bekommen, ist also nur eine trügerische Ausrede der Politik und zugleich eine Ablenkung von der eigenen Unfähigkeit, in dem die Verantwortung an die Industrie und die Wissenschaft abgeschoben und das eigentliche Problem der Überbevölkerung und unseres übermäßigen Konsumverhaltens umgangen wird. Grüne Technologie ist unbestritten sehr wichtig für mehr Nachhaltigkeit, aber wir dürfen uns nicht einbilden, dass wir damit unsere Umweltkrise beseitigen könnten. Dies belegt auch eine Studie des Massachusetts Institute of Technology aus dem Jahr 2017: https://news.mit.edu/2017/technological-progress-alone-stem-consumption-materials-0119 Behauptung Nr. 4: Die Überbevölkerung bekämpfen zu wollen, bedeutet immer auch Zwang und Menschenrechtsverletzungen. Kommentar: Nein, es gibt zahlreiche positive Beispiele, wie die Geburtenraten in vielen Regionen der Welt (z. B. Thailand, Vietnam, Südkorea) ganz ohne Zwang und Menschenrechtsverletzungen gesenkt wurden. Die wichtigsten Maßnahmen der nachhaltigen Bevölkerungsentwicklung sind Aufklärung, Bildung und Stärkung der Frauenrechte, inkl. der Selbstbestimmung bei der Familienplanung. Diese Maßnahmen basieren immer auf Freiwilligkeit und gelten sowohl für die Industrieländer wie auch für die Dritte Welt. Auch und gerade in den wohlhabenden Staaten besteht noch dringender Handlungsbedarf, was diese oben genannten Punkte angeht. Das Thema der Überbevölkerung muss dringend enttabuisiert werden und die Gesellschaft über die Probleme, die mit dem rasanten Anstieg unserer Population einhergehen, umfassend aufgeklärt werden. Wir brauchen eine angepasste Familienpolitik, die insbesondere kleine Familien fördert und das Recht der Frauen auf Abtreibung und Verhütung weltweit ermöglicht. Gerade die Einschränkung dieser Rechte stellt eine Menschenrechtsverletzung dar, und selbst Mitten in Europa herrschen diesbezüglich zum Teil noch erschreckend totalitäre Verhältnisse (s. Polen: Lebenslänglich für eine Abtreibung? | MDR.DE ). Eine moderne und humane Bevölkerungspolitik gegen die Überbevölkerung bedeutet somit auch ein Engagement gegen Zwang und Menschenrechtsverletzungen und braucht eine viel größere Akzeptanz und Unterstützung in unserer Gesellschaft. Behauptung Nr. 5: Die Erde bietet für alle Menschen genug Platz und auch genügend Rohstoffe, diese sind nur ungleich verteilt. Kommentar: Auch diese Behauptung ist nicht richtig, denn wir übernutzen ja bereits die natürlichen Ressourcen des Planeten, und zwar aktuell um den Faktor 1,74 . Das heißt, wir verbrauchen jedes Jahr schon 74% mehr, als was auf der Erde nachwachsen kann. Besonders deutlich ist diese Ausbeutung an der Überfischung der Meere, dem Verlust an natürlichen Lebensräumen durch großflächige Kahlschläge in den Regenwäldern und dem menschengemachten Massenartensterben zu erkennen. Bei weiterhin wachsender Erdbevölkerung, steigendem Konsum und Wohlstand wird dieser Wert der Ressourcenübernutzung in den nächsten Jahren noch deutlich höher ausfallen (die aktuelle Prognose liegt bei etwa 300 % im Jahr 2050). Dieses Problem lässt sich durch eine Umverteilung nicht lösen (was zudem auch an der Umsetzung scheitern würde), sondern nur durch eine deutliche Verringerung des Konsums, vor allem in den wohlhabenden Ländern. Diesbezüglich haben wir schon im Kommentar zur Behauptung Nr. 2 aufgezeigt, dass eine Verringerung von Konsum und Wohlstand im globalen Maßstab nur über eine Verringerung der Bevölkerungszahlen realisiert werden kann. Behauptung Nr. 6: Die Geburtenraten gehen weltweit zurück und das Bevölkerungswachstum wird sich bald von alleine lösen Kommentar: Es gibt unterschiedliche Prognosen für die weitere Bevölkerungsentwicklung und alle gehen von einem weiteren Wachstum der Bevölkerungszahlen noch für mehrere Jahrzehnte aus. Nach einer Hochrechnung der Vereinten Nationen, die auch von vielen unabhängigen Wissenschaftlern als realistisches Szenario eingestuft wird, kommt es erst nach 2100 zu einem langsamen Abflachen der Wachstumskurve und damit zu einer allmählichen Stagnation im Bereich von ca. 11 Milliarden Menschen (s. Bild unten). Das wäre also immer noch ein Populationsanstieg von mehr als 40 % in den kommenden 80 Jahren. Eine Entspannung der Lage, wie es manche behaupten, ist somit keineswegs in Sicht. Da wir derzeit mit 7,8 Milliarden Menschen schon sehr ernste Umwelt- und Klimaprobleme zu beklagen haben, sollten schnellstmöglich Maßnahmen für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung ergriffen werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass diese teilweise erst zeitlich verzögert mit den Folgegenerationen Wirkungen zeigen.
01 Dez., 2021
Warum dieses Buch auch 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch lesenwert ist ...
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