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Brauchen wir wirklich mehr Kinder?

Was haben die AfD, Elon Musk und der Papst gemeinsam? Antwort: sie alle werben dafür, dass die Menschen mehr Kinder bekommen und liegen damit total falsch.

Zugegeben, es ist etwas gewagt, diese drei oben genannten in einen Topf zu werfen, aber es geht hier lediglich um diese eine Gemeinsamkeit und die ist nicht zu unterschätzen. Die Menschen sollen mehr Kinder bekommen. Aber warum? Die Motive sind bei allen drei höchst unterschiedlich:

  1. Der Papst hat sich wieder mal besorgt über die stark rückläufigen Geburtenraten in Europa und insbesondere in Italien geäußert und Paare kritisiert, die keine Kinder bekommen wollen. Es ist nichts neues, dass sich der Papst für eine Erhöhung der Geburtenzahlen ausspricht, denn die katholische Kirche (und auch die meisten anderen Glaubensgemeinschaften) wollen ja, dass sich ihre Anhänger fleißig vermehren und mehr Katholiken die Welt bevölkern. Das ist eine der einfachsten und grundlegendsten Strategien im ewigen Kampf um die globale Glaubensherrschaft. Die unnachgiebige Haltung der Kirche zu den Themen Abtreibung und Verhütung ist ja bekannt. Der Papst verfolgt also keine Interessen im Sinne des Gemeinwohls wenn er sich für eine Steigerung der Geburtenzahlen ausspricht, sondern bekräftig angesichts der massiven Kirchenaustritte erneut das uralte biblische Diktat: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht. (Das Erste Buch Mose, Genesis, 28)“. Auf die Folgen dieses leider sehr realen Größenwahns kommen wir später noch zu sprechen.
  2. Elon Musk ist, Stand Oktober 2021, der reichste Mensch der Welt und Vater von neun Kindern (sein sechstes Kind aus dritter Ehe wurde auf den unbegreiflichen Vornamen „X AE A-XII“ getauft). Musk hat nicht nur viele Kinder, er will auch dass wir alle mehr Kinder bekommen. Als Begründung gibt er an: „Es gibt nicht genug Menschen! Merkt euch meine Worte! Wenn die Menschen nicht mehr Kinder bekommen, wird die Zivilisation zerbröseln!" Dieses Tweet ist etwas irritierend, denn es ist allgemein bekannt, dass unsere Population rasant wächst und die Überbevölkerung bereits erhebliche Probleme für unsere Zivilisation verursacht. Es ist anzunehmen, dass er mit seiner Aussage die sinkenden Geburtenraten in den Industrieländern gemeint hat und damit auf mögliche wirtschaftliche Nachteile anspielt, da weniger Menschen in den reichen Ländern auch weniger Konsum, weniger Umsatz und weniger Profit für einen Unternehmer wie ihn bedeuten. Seine Aufforderung mehr Kinder zu bekommen, dürfte also rein kapitalistisch begründet sein und ein Ausdruck dafür, dass Superreiche gerne noch reicher werden wollen und das Wohlergehen der „normalen“ Menschen ihnen ansonsten ziemlich egal ist. Seine zahlreichen Follower, inkl. der fanatischen Musk-Anhänger, „Musketeers“ genannt, nehmen ihm sowas gerne ab und kaum einer von ihnen wird sich fragen, ob jemand mit einem ökologischen Fußabdruck weit außerhalb der üblichen Messlatte ein guter Ratgeber in Bevölkerungsfragen sein kann.   
  3. Die AfD wirbt auch für mehr Kinder kriegen, aber mit einer klar begrenzten Zielgruppe, nämlich nur für Deutsche. Das Motiv hier: Ein Mix aus Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Das weckt hässliche Erinnerung an die Rassenhygiene der Nazis.

Wahlplakat der AfD aus dem Jahr 2017

Nicht nur in Deutschland sondern auch in vielen anderen Ländern wie Ungarn, Polen Türkei, Russland oder den USA haben nationalistische und rechtspopulistische Tendenzen in den letzten Jahren in erschreckender Weise zugenommen. Oft sind es sogar die Staatsregierungen und die Regierungschefs selbst, die sich unverhohlen xenophob präsentieren und sich für nationalistische Geburtensteigerungen einsetzen. Sie schüren und missbrauchen die Angst vieler Menschen vor einer unkontrollierten Zuwanderung von Ausländern für ihre nationalistische Ideologie und schlachten dieses Thema für Ihre Propaganda nun auch bevölkerungspolitisch aus. Seriöse entwicklungspolitische Organisationen hatten bisher mit dem Problem zu kämpfen, dass das Thema der Überbevölkerung vielfach mit einer rassistischen Haltung in Verbindung und dadurch in Verruf gebracht wurde. Nun kommt erschwerend eine Entwicklung hinzu, die eine Steigerung der Bevölkerungszahlen in den reichen Ländern forciert. Nicht selten gehen die extremen pronatalistischen Tendenzen mit Einschränkungen der Menschenrechte einher, z. B. indem Abtreibungen erschwert oder sogar ganz verboten werden.

 

Diese drei Beispiele zeigen, dass die Forderungen, mehr Kinder in die Welt zu setzen, nichts humanitäres ausdrücken, sondern lediglich egoistische Bestrebungen verschiedener Gruppierungen zur Steigerung der eigenen Machtpositionen darstellen (hier der kirchlichen, wirtschaftlichen oder völkisch-nationalistischen).

Wir müssen weniger statt mehr Kinder bekommen!

Das Sprichwort „Die Dosis macht das Gift“ gilt auch für uns Menschen. Wir sind zwar als Individuen in der Regel intelligente, einfühlsame und hilfsbereite Wesen, aber unsere Bevölkerung hat eine Größe erreicht, die für die Erde und alle anderen Lebewesen inzwischen höchst ungesund ist. Den oben zitierten (sehr fragwürdigen) biblischen Auftrag, uns die Erde untertan zu machen, haben wir im schlechtesten Sinne verwirklicht und sind dabei mit unserem Größenwahn weit über dieses zweifelhafte Ziel hinausgeschossen. Wir beherrschen die Erde nicht nur, sondern wir zerstören sie mit unserer unvorstellbaren Masse von acht Milliarden menschlichen Individuen, und es kommen jedes Jahr noch weitere 83 Millionen dazu. Die Folgen sind inzwischen überall auf der Erde spürbar, sei es in Form des Klimawandels, des Massenartensterbens, des Zusammenbruchs von Ökosystemen oder der Verschmutzung unserer gesamten Umwelt. Innerhalb von ca. 70 Jahren seit Beginn der industriellen Herstellung von Kunststoffen und Chemikalien haben wir bereits so viele Giftstoffe in unserer Welt verteilt, dass jeder von uns Teile davon unbemerkt mit der Nahrung zu sich nimmt. Selbst in der Plazenta ist Mikroplastik inzwischen nachweisbar und auch die Muttermilch schon seit Jahrzehnten weltweit mit Chemikalien belastet. Täglich verenden unzählige Tiere qualvoll an unserem Müll oder werden in der Massentierhaltung misshandelt und jedes Jahr verschwinden zigtausende Arten vollständig und unwiederbringlich, weil wir ihre Lebensräume vergiften und zerstören. Die fossilen Rohstoffe, mit einer Entstehungszeit von mehreren Millionen Jahren, werden von uns innerhalb einer Zeitspanne von wenigen Generationen ausgebeutet und mit einer grenzenlosen Gier nach immer mehr Wachstum  verbraucht, verschwendet und verbrannt. In Folge dessen verändern wir das Klima, so dass eine Unwetterkatastrophe die nächste jagt.

Zu viele Menschen und zu viel Müll - unser Planet stirbt an den Folgen der menschlichen Maßlosigkeit.

Angesicht dieser Situation von zu wenigen Menschen zu sprechen und eine weitere Steigerung der Geburtenzahlen zu fordern, ist hochgradig verantwortungslos und von Egoismus und Verblendung geleitet. Wie kann die katholische Kirche, die hunderttausende Kinder sexuell missbraucht und grausamste Verbrechen an der Menschheit begangen hat, sich anmaßen, junge Menschen bezüglich ihrer Familienplanung zu kritisieren und immer noch als selbsternannte moralische Instanz zu agieren? Wir brauchen in Sachen Bevölkerungsentwicklung auch keine Belehrung von einem Multimilliardär, der aus einer wachsenden Bevölkerung noch mehr Profit für sich schlagen will. Und am allerwenigsten brauchen wir völkische Geburtenpropaganda fanatischer Nationalisten.


Wir müssen uns klar gegen pronatalistische Bewegungen positionieren und uns entschieden für weniger Geburten, kleine Familien und einen nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten einsetzen. Das geht vielleicht mit wirtschaftlichen Einbußen einher, aber inzwischen sollten alle verstanden haben, dass unser bisheriges Wirtschaften viele unserer heutigen Probleme verursacht hat und so nicht weitergehen kann. Der Preis für die Lösung dieser Probleme ist um ein Vielfaches höher, als die möglichen Nachteile bei einer Umstellung unserer Lebensweise zur Bekämpfung der Ursachen sein könnten.


Weniger Kinder zu bekommen bedeutet insbesondere in der westlichen Welt den größtmöglichen Beitrag, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Es bedeutet auch, die Chancen zu erhöhen, dass wir für die nachkommenden Generationen einen noch einigermaßen lebenswerten Planeten hinterlassen. Das altbewährte Prinzip von „Qualität vor Quantität“ sollte auch in der Familienplanung und der Erziehung gelten.


Ein Kind weniger zu bekommen, reduziert den ökologischen Fußabdruck deutlich mehr als alles andere.

Birthstrike“ nennt sich die Bewegung, bei der junge Menschen (überwiegend Frauen) der Umwelt zuliebe überhaupt keine Kinder bekommen möchten und fordern damit die Regierungen auf, mehr für den Umweltschutz zu unternehmen. Wenn man bedenkt, wie tief der Wunsch nach Kindern und einer eigenen Familie von Natur aus in uns verwurzelt ist, dann verdient diese Einstellung höchste Anerkennung. Leider ernten insbesondere Frauen, die sich zu dieser Bewegung bekennen oder aus anderen Gründen keine Kinder bekommen möchten, sehr oft Unverständnis, Ablehnung und Anfeindungen. Sie sind es aber, die wir in ihren Haltungen bestärken und unterstützen sollten, anstatt jene, die uns mit scheinheiligen Argumenten in die Irre führen wollen.

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25 Juni, 2022
Im Prinzip ist es sehr einfach und bei genauer Betrachtung auch unwiderlegbar: nahezu alle aktuellen globalen Probleme auf unserem Planeten sind eine Folge unserer menschlichen Überbevölkerung. Natürlich kann und sollte man auch differenziert auf Faktoren wie Konsum, Wohlstand, etc. mit eingehen, aber letzten Endes ist es die explosionsartige Vermehrung unserer Spezies , die für den Klimawandel, das Massenartensterben, die Vermüllung der Ozeane und unserer gesamten Umwelt, für die dramatische Abholzung des Regenwaldes, die Verknappung von Ressourcen, die diversen Kriege und einen insgesamt zunehmend apokalyptisch anmutenden Zustand unserer Erde verantwortlich ist. Die oft bemühten Gegenargumente, Mythen und Irrtümer, wonach wir angeblich gar kein Überbevölkerungsproblem hätten, lassen sich einfach und logisch entkräften . Wie kann es dann sein, dass die Politik dieses eigentlich so wichtige Thema und die Ursache unserer akutesten Probleme weitgehend ignoriert oder verharmlost? Auf diese Frage möchten wir nachfolgend Antworten liefern und auch aufzeigen, warum hier Veränderungen dringend notwendig sind. Vor einigen Jahren und Jahrzehnten war es auch für westliche Politiker noch relativ normal, das rapide Wachstum unserer Bevölkerung als Problem öffentlich anzusprechen. Ein Beispiel dafür ist der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt, der dieses Thema mehrfach kritisch kommentiert hat ( hier in einem kurzen Videoausschnitt zu sehen ). Es gab international tätige Organisationen, die sehr viele öffentliche Gelder für Aufklärungsarbeit erhielten und von der Politik im Kampf gegen die Überbevölkerung unterstützt wurden. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute ist das Thema in der politischen Welt ein Tabu und auch die meisten Nichtregierungsorganisationen haben das Wort „Überbevölkerung“ aus ihrem Sprachgebrauch verbannt, obwohl sie teilweise immer noch die selbe Arbeit machen, wie vor 30 Jahren. Die ganze Bevölkerungsdiskussion ist mit einer scheinbar negativen Assoziation belegt und wird von allen großen demokratischen Parteien in Deutschland gemieden oder heruntergespielt. Die Gründe dafür sind zum Teil durchaus nachvollziehbar und liegen in der geschichtlichen Entwicklung im Umgang mit diesem Thema begründet. Gegen Mitte des 20. Jahrhundert lösten die rasant steigenden Bevölkerungszahlen weltweit große Debatten aus, an denen zahlreiche Regierungen aber auch NGOs, die katholische Kirche und Völkerrechtler beteiligt waren. Es wurden verschiedene Bemühungen unternommen, dieser Bevölkerungsexplosion insbesondere in der Dritten Welt entgegenzuwirken. Die Bandbreite der Maßnahmen reichte von Aufklärungskampagnen über Verhütungsprogramme bis hin zu autoritären Eingriffen in Menschenrechte, z. B. durch Zwangssterilisationen in Indien oder der 1-Kind-Politik in China. Fast so vielfältig wie die unternommenen Handlungen waren auch die Standpunkte und Argumente der zahlreichen Akteure, doch im Großen und Ganzen bildeten sich zwei gegensätzliche Überzeugungen aus. Während die eine Seite in der Bevölkerungsexplosion eine weltweite Bedrohung für die Menschheit erkannte und damit eine Rechtfertigung für notwendige Eingriffe in die Menschenrechte schuf, lehnten andere jeglichen Eingriff ab und betonten das aus ihrer Sicht höher stehende Recht auf Selbstbestimmung bei der Familienplanung. Insgesamt nahm aber die Kritik an der Überbevölkerungsdebatte immer mehr zu, was nicht zuletzt auch an der Sicht- und Arbeitsweise der westlichen Länder lag, da diese ihre Maßnahmen auf die bevölkerungsreichen Entwicklungsländer konzentrierten, ohne sich selbst in der Verantwortung durch ein übertriebenes Konsumverhalten zu sehen. Und nicht selten mischten sich, auch in Deutschland, rassistische Motivationen in die Bevölkerungsdebatte ein, bei denen das hohe Bevölkerungswachstum in der Dritten Welt als vermeintliche Ursache für die unerwünschte Zuwanderung von Ausländern und allgemeinen Flüchtlingsströmen dargestellt wurde. Dem internationalen Bevölkerungsdiskurs wurde immer öfter ein Stempel aufgedrückt, der die reichen Länder pauschal als postkolonial, fremdenfeindlich und arrogant verurteilte und manche der ärmeren Länder entweder für ihren autoritären oder – dem entgegengesetzt – planlosen Umgang mit den eigenen Bevölkerungsproblemen kritisierte. Somit geriet die öffentliche Debatte über die Überbevölkerung immer mehr in Verruf und nahezu alle westlichen Staaten änderten schließlich ihren Umgang damit, indem sie offiziell nichts mehr damit zu tun haben wollen und das Feld nun den Rechtspopulisten und Rassisten überlassen. Die heutigen Politiker scheuen das Thema aber auch aus einem anderen Grund: wenn sie die Überbevölkerung öffentlich als ein (dringendes und ursächliches) Problem anerkennen würden, dann müssten sie auch mögliche Lösungen des Problems liefern. Das erwartet man von Politikern. Und mögliche Lösungen gegen die Überbevölkerung sind noch wesentlich unpopulärer als das Problem selbst. Denn man kann den Menschen den natürlich vorhandenen Wunsch, Kinder zu bekommen, nicht ausreden, ohne dabei erhebliche Kritik zu riskieren und sich unbeliebt zu machen. Potentielle Mütter und Väter, die Kirchen, die Wirtschaft und große Teile der Gesellschaft wollen – wenn auch aus teils sehr unterschiedlichen Motiven – dass die Menschen sich hierzulande vermehren und Kinder bekommen, und zwar so viele wie sie wollen. Kein Politiker, der wiedergewählt werden will, möchte sich bei diesem heiklen und komplexen Thema die Finger verbrennen und die eigene Karriere riskieren. Statt dessen wird, wenn es um die Sicherung unserer Lebensgrundlagen, unserer Umwelt oder des Klimas geht, zu wesentlich harmloseren Mitteln gegriffen: Elektromobilität, Energiewende, Bauwende, Agrarwende und dergleichen. Das sind Handlungen, die dem Volk gefallen oder zumindest nicht negativ aufstoßen, denn sie sind scheinbar nachhaltig und kurbeln zugleich auch noch die Wirtschaft an, sichern Arbeitsplätze und so weiter. Zur Freude der Politiker wird sich die tatsächliche Wirkung dieser grünen Technologien erst durch die nachkommenden Generationen mess- und spürbar beurteilen lassen und für eine Kritik, man hätte diese Maßnahmen weit überbewertet oder gar völlig falsch eingeschätzt, sind die Verantwortlichen dann längst aus den politischen Ämtern in die Vorstände der Industrie verschwunden. Die Maßnahmen der vermeintlich grünen Technologien und der vielen hochgelobten Wenden sind nämlich bestenfalls sehr gering, meistens jedoch sogar kontraproduktiv in Bezug auf Nachhaltigkeit. Sie dienen in erster Linie dazu, unseren hohen Konsum aufrechtzuerhalten und zu steigern. Die hart erkämpften und teilweise lächerlich kleinen Schritte im Klima- und Umweltschutz sind aber faktisch nutzlos, wenn die Bevölkerung weiter wächst, immer mehr konsumiert und das was einerseits mühsam eingespart wurde, durch die steigende Anzahl an Menschen wieder aufgehoben oder sogar verschlimmert wird. Gleichzeitig werden viele andere Probleme gar nicht oder nur äußerst schleppend angegangen (Plastikmüll in den Weltmeeren, Hungersnöte, Artensterben, etc.) da unsere Politiker damit heillos überfordert sind, an allen Problemfronten gleichzeitig zu kämpfen. Wenn man aber statt dessen die Überbevölkerung bekämpfen und die Geburtenraten (auch hierzulande!) mittelfristig deutlich senken würde, dann ginge damit automatisch auch der Konsum zurück, es würden automatisch weniger CO 2 und weniger Müll produziert und weniger Ressourcen verbraucht werden. Ein Mensch weniger auf dem Planten bedeutet eine deutlich stärkere und vor allem auch eine wirksamere Reduktion des ökologischen Fußabdrucks als alle anderen erdenklichen Maßnahmen. Das ist keineswegs menschenfeindlich, sondern zum Schutz unserer nachfolgenden Generationen zwingend notwendig, sonst wird es keine ausreichende Lebensgrundlagen für die Nachwelt geben. Anstatt also halbherzig, zeitraubend und erfolglos nur die Symptome unserer Überbevölkerung bekämpfen zu wollen, sollten wir viel eher die eigentliche Ursache unserer Probleme direkt bekämpfen. Es ist es höchste Zeit, das Thema endlich zu enttabuisieren und offensiv an Lösungen zu arbeiten. Die Gesellschaft braucht eine Aufklärung anstatt einer Irreführung. Wie soll man Probleme bewältigen, wenn man sie nicht aussprechen oder wahr haben will, sie herunterspielt, verharmlost und negiert? Die Politik muss hier endlich handeln! Unter sinnvollen und notwendigen politischen Maßnahmen für eine nahhaltige Bevölkerungsentwicklung verstehen wir vor allem die gesellschaftliche Aufklärung und Sensibilisierung sowie die öffentliche und politische Auseinandersetzung mit dem Problem der Überbevölkerung, die Schaffung einer zeitgemäßen Familienpolitik, d.h. Förderung von kleinen Familien mit nur wenigen oder auch gar keinen Kindern (zugleich Förderung der Qualität der Erziehung, das bedeutet auch mehr in die pädagogische Ausbildung der zukünftigen Eltern zu investieren, so könnte z. B. Pädagogik als Pflichtfach an den Schulen etabliert werden, denn Kindererziehung ist wesentlich wichtiger als z. B. Religionsunterricht oder Kunst), Legalisierung und Vereinfachung der Abtreibung, inkl. Recht auf angemessene und unabhängige Beratung (frei von kirchlicher Einmischung) sowie auch ein verstärktes außenpolitisches Engagement in diesem Bereich, z. B. durch stärkere Förderung von Entwicklungsländern insbesondere in den Bereichen Bildung, Arbeit, Gesundheit, Frauenrechte und Familienplanung, zudem durch den nachdrücklichen Einsatz für ein weltweites Recht auf Verhütung und Abtreibung (nicht nur in den Entwicklungsländern, siehe z. B. USA, Polen, England, Ungarn, etc.). Eine demographische Entwicklung mit deutlich abnehmenden Geburtenraten führt zweifellos auch zu weitreichenden gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen. Diese sind jedoch weitaus geringer als die, welche wir aktuell aufgrund unserer Überbevölkerung erleben. Ohne tiefgreifende Veränderungen wird uns der Ausweg aus den zahllosen Krisen nicht gelingen. Es liegt an uns, den richtigen Weg zu wählen. Dazu braucht es auch mehr Mut in der Politik und vor allem eine aufgeklärte Gesellschaft, die dies einfordert. „Anders als die Plagen des Mittelalters oder heutige Krankheiten, die wir noch nicht verstehen, ist die moderne Plage der Überbevölkerung mit Mitteln die wir entdeckt haben und mit Ressourcen die wir besitzen lösbar. Was fehlt, ist nicht das ausreichende Wissen um die Lösung, sondern das allgemeine Bewusstsein für die Schwere des Problems und die Aufklärung der Milliarden, die seine Opfer sind.“ - Martin Luther King
20 Feb., 2022
Es ist schon erstaunlich, welche unterschiedlichen Formen Egoismus annehmen kann, ohne dass wir es direkt merken. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Einstellung zum Müll. Wir alle produzieren Müll, manche mehr, andere weniger, aber dass Müll entsteht, lässt sich in unserer zivilisierten Welt nicht gänzlich vermeiden. Natürlich will auch niemand den Müll direkt vor der Haustür haben, wo er immer größer wird, Gestank, Schädlinge und Krankheiten verbreitet. Also wird der Müll dank unserer modernen Abfallwirtschaft deponiert, verbrannt und auch verschifft - in andere Länder, möglichst weit weg, wo er uns nicht mehr stört. Unsere heile Welt soll auch heil bleiben. Wenn andere an unserem Müll ersticken, ist das traurig, aber nicht unser Problem. Deutschland exportiert jährlich etwa eine Million Tonnen Plastikmüll ins Ausland, überwiegend in die Dritte Welt, wo er nicht fachgerecht entsorgt wird, sondern massive Umweltprobleme verursacht. Solange wir die Folgen unserer eigenen Müllproduktion nicht unmittelbar selbst spüren, wird sich an unserem Verhalten nicht viel ändern. Es wird also höchste Zeit für ordentlich stinkende Müllverbrennungsanlage in unseren Ortschaften, damit auch dem letzten klar wird, dass unsere vermeintlich heile Welt schon lange unserem Überfluss und maßlosem Konsum zum Opfer gefallen ist. Beispiel Nr. 2: Die Windkraft. Wir Deutsche können stolz auf unsere grüne Energiewende sein. Atomkraft abschaffen und erneuerbare Energien ausbauen, das beruhigt unser mehr oder minder stark geplagtes Öko-Gewissen. Blöd ist nur, dass wir, solange wir mit Ökostrom noch unterversorgt sind, weiterhin Atomkraft aus dem Ausland importieren müssen. Also doch mehr Schein als Sein? Leider ja. Denn erneuerbare Energien sind zwar prinzipiell für die meisten Menschen okay, aber leider nur so lange, wie ihre negativen Auswirkungen möglichst weit weg vom eigenen Wohnort liegen. Daher werden in Bayern dank der 10H-Regelung auch keine Windkraftanlagen mehr gebaut. Das ist Egoismus pur. Wer so viel Strom verbraucht, wie wir in Bayern, der soll auch die Konsequenzen selber tragen und die Windräder in der Landschaft ertragen. Vielleicht erlangen wir dann irgendwann alle einmal die Erkenntnis, dass weniger Eingriffe möglich sind, wenn wir weniger konsumieren und vor allem weniger neue Menschen in die Welt setzen. Denn letzten Endes bestimmt die Zahl unserer menschlichen Bevölkerung auch das Maß unserer Probleme.
21 Dez., 2021
Das Problem der menschlichen Überbevölkerung wurde auch schon vor dieser Zeitperiode in verschiedenen Regionen und Zusammenhängen thematisiert, und es gab auch früher schon künstliche Eingriffe in die Bevölkerungsentwicklung einzelner Nationen oder Gemeinschaften. Diese Ereignisse sind jedoch nicht Gegenstand des Werkes, wie es bereits aus dem Untertitel ersichtlich wird. Birke begrenzt seine Analysen auf die Zeit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der die rasant steigenden Bevölkerungszahlen zunehmend als globale Bedrohung wahrgenommen und damit auch zum Gegenstand internationaler Debatten und Bemühungen wurden. Er beleuchtet die Positionen und Handlungen der zahlreichen Akteure, wie die Regierungen einzelner Staaten, die Vereinten Nationen, NGOs, die katholische Kirche, Frauenbewegungen und Völkerrechtler und verdeutlich die außerordentliche Komplexität der Materie angesichts der vielen, teils widersprüchlichen Standpunkte. In den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt Birke den zentralen Konflikt der Parteien bezüglich der Vereinbarkeit von Eingriffen in die Menschenrechte im Zusammenhang mit der Überbevölkerung, wobei zwei gegensätzliche Positionen deutlich werden: Die Einen befürworten das individuelle Recht auf Selbstbestimmung bei der Familienplanung und die Anderen das kollektive Recht auf Wohlergehen, das durch die Überbevölkerung bedroht wird und eine Beschneidung des individuellen Rechts rechtfertigt. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Überbevölkerung höchst unterschiedlich ausfallen. Während westliche Staaten, allen voran die USA, und Organisationen wie der sehr einflussreiche Population Council auf Aufklärung und das individuelle Recht auf Verhütung, Abtreibung und Familienplanung setzen, betreiben Länder wie Indien und China eine autoritär restriktive Bevölkerungspolitik, die auch mit Zwangsmaßnahmen verbunden ist. Der internationale bevölkerungspolitische Diskurs wird zudem auch durch religiös und ideologisch motivierte Kritiken an dem eigentlichen Motiv der Verhandlungen von einzelnen Akteuren erschwert. Insbesondere die katholische Kirche agiert dabei als Gegner einer antinatalistischen Bewegung, da sie, trotz vielfacher interner Forderung nach einer Liberalisierung, weiterhin unbelehrbar an ihren alten Dogmen gegen jegliche Einmischung in die Sexualität und Fortpflanzung festhält und damit auch viele katholisch geprägte Länder wie Irland, Spanien, Italien und die meisten Länder Lateinamerikas in ihren bevölkerungspolitischen Haltungen beeinflusst. Auch sozialistische Staaten zeigen sich überwiegend ablehnend gegenüber den Bemühungen westlicher Staaten und sehen im Kampf gegen die Überbevölkerung eine vom kapitalistischen System verschuldete und unter dem Vorwand der Menschenrechte missbrauchte Handlung, die ihren Idealen einer gerechteren Weltordnung widerspricht. Roman Birke zeichnet ein sehr detailliertes Bild von den vielen schwierigen Verhandlungen, politischen Entscheidungen sowie Prozessen und auch von der Veränderung der Menschenrechtsbezüge über die Jahrzehnte und dem Wandel zur heutigen Form des globalen Diskurses, aus dem der Begriff „Überbevölkerung“ nahezu komplett verschwunden ist. Die vielen negativen Assoziationen des Begriffs mit autoritären oder rassistisch motivierten Taten und Vorwürfe, wonach die reichen Staaten die unterentwickelten Länder der Dritten Welt unter dem Deckmantel der Menschenrechte zu ihrem eigenen Vorteil formen wollen, haben die meisten westlichen Akteure zu einem Strategiewechsel veranlasst. Heute prägen neuere Begriffe wie „reproduktive Rechte“ und Maßnahmen zur Gleichstellung der Frauen sowie vornehmlich Bildung, Aufklärung und sexuelle Verhütung die weltweite Arbeit der Bevölkerungspolitik und das Problem der Überbevölkerung wird nicht mehr direkt thematisiert. Diese Entwicklung ist nachvollziehbar. Gleichzeitig bleibt unsere weiterhin rasant steigende menschliche Population mit ihren vielfachen negativen Folgen eines der größten globalen Herausforderungen. Daher sollten wir, trotz oder auch gerade wegen der Fehler, die diesbezüglich in der Vergangenheit gemacht wurden, diese Herausforderung offen aussprechen und unsere Anstrengungen zur Bekämpfung der Überbevölkerung deutlich ausbauen, anstatt sie als tabubehaftetes Thema nationalistischen Kräften und Verschwörungstheoretikern zu überlassen. Auch Birke plädiert in seinem Buch für eine offene Diskussion über das Bevölkerungswachstum und die damit verknüpften menschenrechtlichen Aspekte, auch unter Einbeziehung und Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse. Mit seinem Buch ist ihm ein wertvoller Beitrag dazu gelungen.
04 Dez., 2021
Das Thema der Überbevölkerung ist in der öffentlichen Diskussion mit zahlreichen falschen Behauptungen und Missverständnissen belegt. Hier werden die wichtigsten davon vorgestellt und kommentiert. Behauptung Nr. 1: Die Überbevölkerung zu kritisieren ist (öko-) rassistisch und menschenfeindlich. Kommentar: Es gab und gibt in der Tat leider viele Beispiele von rassistisch motivierten Kritikern der Überbevölkerung. Sie nutz(t)en dieses Thema, um Stimmung gegen Ausländer, Einwanderer und Flüchtlinge zu machen, Minderheiten gezielt zu unterdrücken oder die Schuld für verschiedene globalen Probleme in Ländern der Dritten Welt mit hohen Geburtenraten zu suchen. Auch Maßnahmen der Geburtenkontrollen, Zwangssterilisationen und ähnliche Menschenrechtsverletzungen werden oft mit einer Kritik an der Überbevölkerung in Verbindung gebracht und das Thema damit von vornherein als menschenfeindlich stigmatisiert. Leider befeuern auch einseitige und schlecht recherchierte Berichterstattungen teilweise immer noch dieses negative Bild von den Bevölkerungskritikern. Das ist jedoch ein großer Fehler, denn solche Einstellungen, die von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenrechtsverletzungen geprägt sind, und die wir und auch viele andere moderne Organisationen der Bevölkerungsentwicklung entschieden ablehnen, dürfen keinesfalls zu einer solchen irreführenden Verallgemeinerung führen. Unser Anliegen ist, dieses Thema der Überbevölkerung im Kontext mit unserem übermäßigem Konsum und der primären Verantwortung der reichen Industrienationen als eines der wichtigsten humanitären Angelegenheit zu verbreiten. Wir werben für Aufklärung, Bildung, Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Wir engagieren uns für deutlich mehr Nachhaltigkeit in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen, für eine deutliche Konsumverringerung und für kleine anstatt große Familien, insbesondere in den wohlhabenden Ländern. Bei all diesen Maßnahmen müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen und die ärmeren Länder bei ihrem Kampf um Chancengleichheit unterstützen. Die Förderung von Bildung, Arbeit und Gesundheit gehören ebenso zu den notwendigen Bausteinen der Entwicklungszusammenarbeit wie auch die Verbesserung der Frauenrechte. Denn wer die Überbevölkerung und der damit zusammenhängenden Probleme ganzheitlich betrachtet, der kann nicht ignorieren, dass viele Frauen weltweit unterdrückt werden und dabei u. a. auch keine eigene Entscheidungsfreiheit über ihre Familienplanung haben. Die Bekämpfung der Überbevölkerung pauschal zu tabuisieren und zu verurteilen, führt dazu, dass diese Bemühungen zur Verbesserung der Lebens- und Umweltbedingungen torpediert und diese wichtige Arbeit zu Unrecht in Misskredit gebracht wird. Behauptung Nr. 2: Die Umweltkrise ist eine Folge des Konsums und nicht der Überbevölkerung. Kommentar: Es müssen beide Faktoren und zugleich auch noch der Einfluss des Wohlstands (bzw. der Technologie) betrachtet werden. Die globale Auswirkung der menschlichen Aktivitäten auf die Umwelt lässt sich durch eine einfache Formel beschreiben (siehe dazu z. B. Paul Harrison, Die Dritte Revolution ): U = B * K * T Dabei ist U = Umwelteinwirkung, B = Bevölkerung, K = Konsum, T = Technologie (oder Wohlstand). Mit dieser Gleichung lässt sich verdeutlichen, dass die wohlhabenden Länder mit ihrem hohen Konsum trotz geringerer Bevölkerungszahlen stärker zur Umweltkrise beitragen als technologisch unterentwickelte Länder mit wesentlich höheren Bevölkerungsdichten aber zugleich niedrigerem Konsum. Ohne Bevölkerung gibt es logischerweise auch keinen Konsum, somit ist dieser Faktor zugleich der Auslöser des Problems. Zudem lässt sich der Konsum, bezogen auf einen einzelnen Menschen, durch sein Verhalten zwar verringern, aber niemals um einen Betrag der sich erreichen lässt, wenn ein Mensch gar nicht existiert. So gesehen hat eine Veränderung der Bevölkerungszahl einen weit größeren Effekt auf die Umwelt als eine mögliche Veränderung des Konsums (bei Annahme eines konstanten Wohlstands). Der technologische Stand der Bevölkerung beeinflusst sehr stark das Konsumverhalten und damit auch die Umwelteinwirkungen. Daher ist die Verantwortung für die Umweltprobleme an erster Stelle bei uns reichen Nationen zu verorten. Bei einer konstant bleibenden Bevölkerung würde man also dann eine deutliche Verringerung der Umweltauswirkungen erreichen, wenn der Wohlstand (und damit auch automatisch der Konsum) verringert werden würde. Die reichen Länder werden ihren Wohlstand nicht freiwillig verringern, sondern bemühen sich eher noch um mehr Wachstum und mehr Konsum. Die armen Länder streben verständlicherweise auch einen deutlich höheren Wohlstand an, um sich den reichen Ländern anzugleichen. Es ist also nicht realistisch, dass diese zwei Faktoren, Wohlstand und Konsum auf freiwilliger Basis global insgesamt verringert werden; sie werden eher noch weiter deutlich zunehmen. Wenn man nun die Bevölkerungszahlen ebenfalls weiter wachsen lässt, dann ist es schlichtweg unmöglich, die Umweltauswirkungen zu reduzieren. Eine exponentielle Steigerung ist die logische Folge und auch die derzeitige Lage. Behauptung Nr. 3: Der technologische Fortschritt wird Lösungen für unsere Umweltprobleme bringen. Kommentar: Wir haben oben dargelegt, dass die Technologie (= Wohlstand) das Konsumverhalten der Menschen maßgeblich beeinflusst und damit die Umweltprobleme bedeutend verstärkt. Es gibt aber zweifellos auch Technologien, die einen positiven Beitrag in Bezug auf die Umweltauswirkungen leisten können, wie z. B. regenerative Energien, moderne Abwasseraufbereitungsanlagen, Elektromobilität oder zum Teil auch die „grüne“ Agrartechnologie. Dieses technologiebezogene Argument wird besonders gerne von Politikern als die ideale Lösung unserer Umweltprobleme angeführt, denn dabei könnten wir zugleich als Nebeneffekt auch noch einen weiteren wirtschaftlichen Wachstum in den „Zukunftsmärkten“ generieren und somit unseren Wohlstand sichern, wie sie behaupten. Grüne Technologie kann zwar einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten, aber die eher wenigen positiven technologischen Beispiele, die man hier in die Waagschale werfen kann (allen voran die erneuerbaren Energien) sind lediglich ein Ersatz für die negativen Technologien (wie fossile Energien) und sie dienen nicht dazu, die negativen Folgen unseres hohen Konsums und unserer Überbevölkerung zu kompensieren, sondern im Gegenteil, sie dienen dazu, diese beiden Faktoren weiter aufrechtzuerhalten und voranzutreiben, anstatt deren schädlichen Umweltauswirkungen zu beseitigen. Grüne Technologien vermitteln uns das Gefühl, dass wir genauso weiter konsumieren können wie bisher, aber jetzt mit einem guten Gewissen. Wir fahren Elektroautos und glauben, dass wir damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten, übersehen dabei jedoch die Tatsache, dass für die Herstellung, Betrieb und Entsorgung des E-Autos wie auch für die zahlreichen Bauteile zur Generierung des grünen Stroms weiterhin erhebliche Ressourcen des Planeten verbraucht werden. Es werden also lediglich die Umweltauswirkungen etwas abgeschwächt, sie finden aber weiterhin statt und erhöhen die Bilanz weiterhin zum Schlechteren. Bei gleichzeitig steigender Bevölkerungszahl wird zudem die Auswirkung auch dieser weniger schädlichen grünen Technologien wieder verstärkt. Die Behauptung, wir könnten mit grüner Technologie die Umweltprobleme bei weiterhin wachsender Weltbevölkerung und steigendem Konsum erfolgreich in den Griff bekommen, ist also nur eine trügerische Ausrede der Politik und zugleich eine Ablenkung von der eigenen Unfähigkeit, in dem die Verantwortung an die Industrie und die Wissenschaft abgeschoben und das eigentliche Problem der Überbevölkerung und unseres übermäßigen Konsumverhaltens umgangen wird. Grüne Technologie ist unbestritten sehr wichtig für mehr Nachhaltigkeit, aber wir dürfen uns nicht einbilden, dass wir damit unsere Umweltkrise beseitigen könnten. Dies belegt auch eine Studie des Massachusetts Institute of Technology aus dem Jahr 2017: https://news.mit.edu/2017/technological-progress-alone-stem-consumption-materials-0119 Behauptung Nr. 4: Die Überbevölkerung bekämpfen zu wollen, bedeutet immer auch Zwang und Menschenrechtsverletzungen. Kommentar: Nein, es gibt zahlreiche positive Beispiele, wie die Geburtenraten in vielen Regionen der Welt (z. B. Thailand, Vietnam, Südkorea) ganz ohne Zwang und Menschenrechtsverletzungen gesenkt wurden. Die wichtigsten Maßnahmen der nachhaltigen Bevölkerungsentwicklung sind Aufklärung, Bildung und Stärkung der Frauenrechte, inkl. der Selbstbestimmung bei der Familienplanung. Diese Maßnahmen basieren immer auf Freiwilligkeit und gelten sowohl für die Industrieländer wie auch für die Dritte Welt. Auch und gerade in den wohlhabenden Staaten besteht noch dringender Handlungsbedarf, was diese oben genannten Punkte angeht. Das Thema der Überbevölkerung muss dringend enttabuisiert werden und die Gesellschaft über die Probleme, die mit dem rasanten Anstieg unserer Population einhergehen, umfassend aufgeklärt werden. Wir brauchen eine angepasste Familienpolitik, die insbesondere kleine Familien fördert und das Recht der Frauen auf Abtreibung und Verhütung weltweit ermöglicht. Gerade die Einschränkung dieser Rechte stellt eine Menschenrechtsverletzung dar, und selbst Mitten in Europa herrschen diesbezüglich zum Teil noch erschreckend totalitäre Verhältnisse (s. Polen: Lebenslänglich für eine Abtreibung? | MDR.DE ). Eine moderne und humane Bevölkerungspolitik gegen die Überbevölkerung bedeutet somit auch ein Engagement gegen Zwang und Menschenrechtsverletzungen und braucht eine viel größere Akzeptanz und Unterstützung in unserer Gesellschaft. Behauptung Nr. 5: Die Erde bietet für alle Menschen genug Platz und auch genügend Rohstoffe, diese sind nur ungleich verteilt. Kommentar: Auch diese Behauptung ist nicht richtig, denn wir übernutzen ja bereits die natürlichen Ressourcen des Planeten, und zwar aktuell um den Faktor 1,74 . Das heißt, wir verbrauchen jedes Jahr schon 74% mehr, als was auf der Erde nachwachsen kann. Besonders deutlich ist diese Ausbeutung an der Überfischung der Meere, dem Verlust an natürlichen Lebensräumen durch großflächige Kahlschläge in den Regenwäldern und dem menschengemachten Massenartensterben zu erkennen. Bei weiterhin wachsender Erdbevölkerung, steigendem Konsum und Wohlstand wird dieser Wert der Ressourcenübernutzung in den nächsten Jahren noch deutlich höher ausfallen (die aktuelle Prognose liegt bei etwa 300 % im Jahr 2050). Dieses Problem lässt sich durch eine Umverteilung nicht lösen (was zudem auch an der Umsetzung scheitern würde), sondern nur durch eine deutliche Verringerung des Konsums, vor allem in den wohlhabenden Ländern. Diesbezüglich haben wir schon im Kommentar zur Behauptung Nr. 2 aufgezeigt, dass eine Verringerung von Konsum und Wohlstand im globalen Maßstab nur über eine Verringerung der Bevölkerungszahlen realisiert werden kann. Behauptung Nr. 6: Die Geburtenraten gehen weltweit zurück und das Bevölkerungswachstum wird sich bald von alleine lösen Kommentar: Es gibt unterschiedliche Prognosen für die weitere Bevölkerungsentwicklung und alle gehen von einem weiteren Wachstum der Bevölkerungszahlen noch für mehrere Jahrzehnte aus. Nach einer Hochrechnung der Vereinten Nationen, die auch von vielen unabhängigen Wissenschaftlern als realistisches Szenario eingestuft wird, kommt es erst nach 2100 zu einem langsamen Abflachen der Wachstumskurve und damit zu einer allmählichen Stagnation im Bereich von ca. 11 Milliarden Menschen (s. Bild unten). Das wäre also immer noch ein Populationsanstieg von mehr als 40 % in den kommenden 80 Jahren. Eine Entspannung der Lage, wie es manche behaupten, ist somit keineswegs in Sicht. Da wir derzeit mit 7,8 Milliarden Menschen schon sehr ernste Umwelt- und Klimaprobleme zu beklagen haben, sollten schnellstmöglich Maßnahmen für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung ergriffen werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass diese teilweise erst zeitlich verzögert mit den Folgegenerationen Wirkungen zeigen.
01 Dez., 2021
Warum dieses Buch auch 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch lesenwert ist ...
28 Nov., 2021
Der explosionsartige Anstieg unserer Erdbevölkerung bedingt auch eine exponentiell steigende Bautätigkeit auf dem gesamten Planeten. Die Baubranche boomt, es wird so viel gebaut wie nie zuvor. Alleine in Deutschland entstehen 300.000 Wohneinheiten jährlich, wobei der tatsächliche Bedarf bei 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr liegt. Hinzu kommen natürlich noch etliche Bauprojekte für Gewerbe, öffentliche Gebäude und Infrastruktur, womit insgesamt ein Flächenverbrauch von ca. 60 ha pro Tag (= 220 km² im Jahr) in der Bundesrepublik einhergeht. Die Zahlen für die globalen Bautätigkeiten übersteigen - wie so oft - unsere Vorstellungskraft: im Jahr 2020 betrug der Wert der weltweiten Bauproduktion 11,6 Billionen US-Dollar (eine Billion ist eine Zahl mit 12 Nullen). Alleine die drei größten Baukonzerne der Welt (allesamt aus China) erwirtschafteten im Jahr 2020 einen Gesamtumsatz von über 506 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: der Staatshaushalt der Bundesrepublik Deutschland betrug im Jahr 2020 umgerechnet „nur“ 411 Mrd. US-Dollar (362 Mrd. €). Eine Trendumkehr ist noch lange nicht in Sicht, im Gegenteil, trotz Pandemie steigen die Zahlen weiter an und jedes Jahr werden neue Umsatzrekorde erzielt. Für die nächsten Jahre rechnet die Baubranche mit weiterem Wachstum.
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